Geschichte TK

„Kompetenz aus Tradition“ - Die über 100 jährige Geschichte der Thoraxklinik

 

Der historische Ursprung der Thoraxklinik ist auf das sogenannte „Rohrbacher Schlösschen“ zurück zu führen. Erbprinz Carl August von Pfalz-Zweibrücken erbaute 1772 das Rohrbacher Schlösschen. (Von Rohrbach aus konnte der passionierte Jäger an den Prunkjagden des Kurpfälzer Hofes teilnehmen. Nach dessen Tod im Jahre 1795 wurde sein jüngerer Bruder Max Joseph Herzog von Pfalz-Zweibrücken. Max Joseph schenkte nach seinem Regierungsantritt als erster König von Bayern das Anwesen seiner Schwiegermutter, der Markgräfin Amalie von Baden, die aufgrund der glänzenden Heiraten ihrer Töchter als „Schwiegermutter Europas“ in die Geschichte einging. Im Juni 1815 dinierte sie im Rohrbacher Schlösschen mit den nach dem Sturz Napoleon mächtigsten Herrschern Europas. Ihre Gäste an diesem denkwürdigen Abend waren keine Geringeren als ihr Schwiegersohn, Zar Alexander I. von Russland, und Kaiser Franz I. von Österreich.)

 

Gründungsjahr 1899

Anlässlich des 70. Geburtstages des Großherzogs Friedrich I von Baden sammelten Unternehmer und Privatpersonen die sogenannte „Großherzog-Friedrich-Spende“. Die Spende in Höhe von 330.000 Mark wurde einem sozialen Zweck zur Verfügung gestellt. Zur Erfüllung der Aufgaben wurde in Karlsruhe der Verein „Genesungsfürsorge“ gegründet. Ziel des Vereins war, zwei  Gebäude als Genesungsheime käuflich zu erwerben und umzuwidmen: den Tretenhof in Seelbach bei Lahr und das „Rohrbacher Schlösschen in Heidelberg-Rohrbach. Das Rohrbacher Schlösschen und das dazugehörige Gelände wurden erworben und 1899 erstmals „Pfleglinge“ zur Erholung aufgenommen. Die Leitung für das Genesungsheim oblag der Oberin. Die Ärzte Prof. Dr. Knauff und Dr. Holl waren konsiliarisch tätig.

1914 – 1918

Lazarett im 1. Weltkrieg

Mit Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde das Schlösschen  - mit dem mittlerweile vorhandenen Erweiterungsbau – zum Reservelazarett. Nach Beendigung des Krieges wurde das ehemalige Genesungsheim als Tuberkulosekrankenhaus für Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene von der Hauptfürsorgestelle Karlsruhe weitergeführt. Und da dieses Krankenhaus in zunehmenden Maße von den Versicherungsträgern auch für spezielle Heilverfahren herangezogen wurde und sich so immer mehr dem Versichertenkreis und den Bedürfnissen der damaligen LVA Baden erschloss, erfolgte konsequenterweise die Übernahme der Klinik durch die LVA Baden im Jahr 1929.

1920 - 1933

Die Einrichtung wird zum „Tuberkulosekrankenhaus Rohrbach“ Verantwortlich zeichnen Dr. Gustav Hack als Direktor und Prof. Dr. Albert Fraenkel, der erste Ärztliche Direktor der Klinik. Albert Fraenkel ging in die Geschichte der Medizin als Begründer der intravenösen Gabe von Strophanthin zur Therapie der Herzinsuffizienz ein. Die katholischen „Bühler Schwestern“ übernehmen die pflegerische Versorgung der Patienten.1933 wird Prof. Dr. Fraenkel wegen seiner jüdischen Abstammung entlassen.

1933

Unter PD Dr. Walter Schmidt, dem Begründer der Thoraxchirurgie an der Thoraxklinik, entwickelte sich die Klinik bezüglich der Bettenkapazität enorm weiter. Der Name Walter Schmidt ist eng mit der Entwicklung der sogenannten Kollapstherapie verbunden. Bis zur medikamentösen Behandlung der Lungentuberkulose war Ruhigstellung der Lunge und Verkleinerung des infizierten Herdes das therapeutische Ziel bei dieser seuchenartigen Erkrankung der damaligen Zeit. Neben der Pneumologie und Thoraxchirurgie etablieren sich im Laufe der Jahre auch die klinischen Bereiche Thoraxonkologie und Intensivmedizin.

 

Weitere Ärztliche Direktoren

Die Schule Walter Schmidts wurde in Rohrbach weitergeführt von seinen Nachfolgern Prof. Dr. Ludwig Adelberger (1939-1946), Dr. Ludwig Theis (1946-1947) und Prof. Dr. Dr. Gaubatz (1947-1972). Nachfolger von Prof. Dr. Dr. Gaubatz als Ärztlicher Direktor wurde Prof. Dr. Ingolf Vogt-Moykopf, dessen Amtszeit von 1972 bis 1996 währte. Prof. Dr. Vogt-Moykopf entwickelte und perfektionierte chirurgische Techniken zur Behandlung des Lungenkrebses. Um den Patienten die Pneumonektomie (Entfernung eines ganzen Lungenflügels) zu ersparen, welche mit einem erheblichen Verlust an Lebensqualität einhergeht, führte Prof. Dr. Vogt-Moykopf organsparende Resektionsverfahren durch die sog. Manschettenresektion an Bronchus und Lungengefäßbaum bis hin zur Lappentransplantation ein. Weitere Schwerpunkte der Tätigkeit von Prof. Dr. Vogt-Moykopf bildeten die Chirurgie von Metastasen anderer Primärtumore in die Lunge und den Brustkorb sowie die Chirurgie des besonders bösartigen Pleuramesothelioms (Asbestkrebs).

Als Nachfolger von Herrn Prof. Dr. Vogt-Moykopf führte Prof. Dr. Peter Drings als Ärztlicher Direktor in den Jahren 1996 – 2005 die Entwicklung der Klinik zu einem international anerkannten Zentrum für Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Thoraxorgane fort. Als wesentliche Voraussetzung für den Erfolg erwies sich die Bereitschaft zur Kooperation innerhalb der verschiedenen klinischen Abteilungen und Funktionsbereiche und darüber hinaus mit externen Partnern, besonders dem Tumorzentrum Heidelberg-Mannheim, dem Universitätsklinikum Heidelberg sowie mit Kliniken und Forschungseinrichtungen im In- und Ausland. Nachfolger von Herrn Prof. Dr. Vogt-Moykof in der Funktion des Chefarztes der Thoraxchirurgie wurde 1996 Prof. Dr. Hendrik Dienemann, der 2005 auch die Ärztliche Direktion der Klinik übernahm. Während der Tätigkeit von Herrn Prof. Dr. Dienemann als Chefarzt der Thoraxchirurgie konnte die Abteilung mit einer Eingriffszahl von ca. 2.200 pro Jahr zur größten Spezialabteilung für Thoraxchirurgie in Deutschland ausgebaut werden.

 

1972

Die Bühler Schwestern verlassen 1972 nach 52 Jahren segensreicher Arbeit die Klinik.

1999

Die Thoraxklinik wird in die Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH geführt. Die Fachgebiete Thoraxchirurgie, Pneumologie und Onkologie sind exklusiv an der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg vertreten.

2004

Die Thoraxklinik ist einer der Partner des neu gegründeten Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen in Heidelberg NCT.

2009

Es werden die Zertifizierungen zum Lungenkrebszentrum und akkreditiertem Weaningzentrum erreicht. Diese konnten bis heute durch Re-Zertifizierungen weiter fortgeführt werden.

2011

Die Thoraxklinik – Heidelberg gGmbH wird als Tochtergesellschaft in das Universitätsklinikum Heidelberg eingegliedert.

2015

Univ.-Prof. Dr. med. Felix Herth, Chefarzt der Pneumologie und Beatmungsmedizin,  übernimmt das Amt des Ärztlichen Direktors in Nachfolge von Univ.-Prof. Dr. Hendrik Dienemann.

 

Aktuell:

Als eine der größten Lungenfachkliniken in Deutschland werden mit 310 Planbetten sowie 4 OP-Sälen medizinische Leistungen und ca. 2.300 Operationen im Bereich der Thoraxerkrankungen durchgeführt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Behandlung von Lungenerkrankungen, der Pleura, des Mediastinums, der Brustwand und angrenzenden Regionen. Die Thoraxklinik verfügt über die großen Abteilungen Thoraxchirurgie, Onkologie, Pneumologie und Beatmungsmedizin sowie die Anästhesie/ Intensivmedizin und Radiologie. Tägliche interdisziplinäre Konferenzen (Tumorboard) sichern eine leitliniengerechte Diagnostik und Therapie der Patienten. Die Klinik gehört zudem zu den Heidelberger Standorten des Deutschen Zentrums für Lungenforschung. Sie ist somit in die standortübergreifende Zusammenarbeit auf dem Feld der Grundlagenwissenschaften und der klinischen Forschung integriert. Die Fachgebiete Thoraxchirurgie, Pneumologie und Onkologie sind exklusiv an der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg vertreten.

 

Die Thoraxklinik betreut bundesweit mit die meisten Patienten in den Bereichen Weaning, Mukovizidose, Lungenfibrose und pulmonaler Hypertonie. Die interventionelle Endoskopie gilt als eine der weltweit führenden Zentren, die mehrere Innovationen zur Markteinführung gebracht hat. Auch bei Erkrankungen des Lungenkarzinoms zählt die Klinik zu den größten Europas und bietet sämtliche diagnostische Verfahren bis hin zur robotergestützten Therapie an. Ebenso gehört sie auf dem Gebiet der Molekularen Onkologie zu einer der wichtigsten Zentren Europas. Neben der unmittelbaren Patientenversorgung stellt sich die Klinik daher der Herausforderung, neue Verfahren der Diagnostik und Therapie zu entwickeln und somit Standards zu setzen. Die leitenden Mitarbeiter der Klinik sind an der Erstellung nationaler und internationaler Leitlinien zu verschiedenen Krankheitsbildern beteiligt.

 

 

Ärztliche Direktoren

 

1928 – 1933               Prof. Dr. Albert Fraenkel

1934 – 1938               PD Dr. Walter Schmidt

1939 – 1945               Prof. Dr. Ludwig Adelberger

1946 – 1947               Dr. Kurt Theiss

1947 – 1972               Prof. Dr. Dr. Erwin Gaubatz

1972 – 1996               Prof. Dr. Ingolf Vogt-Moykopf

1996 – 2005               Prof. Dr. Peter Drings

2005 – 2015               Prof. Dr. Hendrik Dienemann

2015                            Prof. Dr. Felix Herth