Lungenbiobank

20 Jahre Lungenbiobank

20 Jahre Lungenbiobank Heidelberg - Die Erfolgsgeschichte einer der größten Lungentumorbiobanken Deutschlands

Mit über 400,000 eingelagerten Probenröhrchen mit z.B. Blut- und Gewebeproben, sowie den dazugehörigen klinischen Daten von über 16,000 Patienten, umfasst die Lungenbiobank der Thoraxklinik inzwischen eine der größten Sammlungen von Lungentumorproben in Deutschland. Durch die Bereitstellung hochwertiger Biomaterialien und Daten für Lungenforscher weltweit, trägt sie maßgeblich zur Erforschung neuer Diagnose- und Therapiemethoden für Lungenerkrankungen bei.

Im Jahr 2001 verwirklichte Dr. Thomas Muley, der Leiter der Biobank seine Vision von der Gründung einer Bioprobensammlung und baute in der Folge eine hochmoderne Lungenbiobank auf, erweiterte kontinuierlich sein Team und vernetzte sich mit Lungenforschern, weiteren Biobanken und wissenschaftlichen Einrichtungen, um gemeinsame Forschungsprojekte umzusetzen.

So wünscht er sich, dass Patienten  in absehbarer Zeit spürbar von den Ergebnissen der Arbeit des Biobank-Teams profitieren werden. „Die Patienten leisten mit ihren Spenden einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit Aller. Wir sind ihnen sehr dankbar für ihre hohe Spende-Bereitschaft und werden auch in Zukunft hart dafür arbeiten, dass die aus ihren Proben gewonnenen Forschungsergebnisse die Diagnose und Therapie von Lungenerkrankungen stetig verbessern werden.“, erklärt Thomas Muley. 

 

Proben zur Erforschung weitverbreiteter Lungenerkrankungen

Bis heute wurden mehr als 200 Fachpublikationen veröffentlicht, bei denen Probenmaterial und Daten aus der Lungenbiobank Verwendung fanden. Das Team der Lungenbiobank arbeitet vorwiegend mit Forschenden der DZL-Partnerinstitutionen (Deutsche Zentren für Lungenforschung) zusammen, um zum Beispiel neue Biomarker für Lungenkrebs zu identifizieren und zielgerichtete Therapien (TKI) sowie Immuntherapien zur Behandlung von Lungenkrebs voranzubringen. Neben Lungenkrebs werden Proben der Lungenbiobank auch zur Erforschung von interstitiellen Lungenerkrankungen und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) genutzt. Seit 2020 werden Proben von Corona-Patienten, die im Rahmen des Nationalen Pandemie Kohorten Netzes (NAPKON) zur Erforschung und Bekämpfung von COVID-19 Verwendung finden, in der Lungenbiobank eingelagert. Auch internationale Forschungsgruppen profitieren von der Zusammenarbeit mit der Lungenbiobank. So steuerte das Team Proben und Daten für den Krebsgenomatlas (TCGA) des National Cancer Institut in den USA bei und kollaboriert aktuell mit Forschungsgruppen in Israel, Portugal, Italien und Tschechien.

 

Patienten spenden Biomaterialien

Jedes Jahr werden vor Ort etwa 4000-5000 neue Proben gewonnen, aufbereitet und bei einer Temperatur von -80°C bis -150°C gelagert. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Gewebe- und Blutproben von Lungenkrebspatienten, zu etwa einem Drittel jedoch um Biomaterialien von Patienten mit anderen Lungenerkrankungen. Die Proben werden von Patienten der Thoraxklinik gespendet, wo jedes Jahr etwa 1100 neue Lungenkrebspatienten behandelt werden. Die Bereitschaft zum Probenspenden ist sehr hoch – mehr als 90 % der Patienten entscheiden sich dafür, Proben für die Forschung bereitzustellen. Dabei handelt es sich immer um Restgewebe von Operationen, oder um Blutproben, die während regulärer Kontrolluntersuchungen entnommen werden. Neben den Proben werden auch klinische Hintergrundinformationen zu den Patienten, wie z.B. Alter, Geschlecht, Raucherstatus und deren Krankheitsverlauf erfasst. „Wir legen großen Wert darauf, die Privatsphäre der Patienten zu schützen und datenschutzrechtliche sowie ethische Aspekte haben für uns höchste Priorität.“, erläutert Thomas Muley.

 

Vernetzung mit internationalen Forschern und Biobanken

Ausschlaggebend für den Erfolg der Biobank ist ihr Standort an einer der größten Lungenfachkliniken Europas und die enge Kooperation mit führenden Lungenforschern an weiteren Kliniken und Instituten des UKHD, der Medizinischen Fakultät Heidelberg (MFHD), des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) sowie mit den Partnerinstitutionen in Heidelberg ­— dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), dem Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL), dem Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), Forschern an den anderen vier Standorten des DZL, sowie Forschungsgruppen auf der ganzen Welt.

Neben der Zusammenarbeit mit Forschenden trägt auch die Vernetzung mit anderen Biobanken zum Erfolg der Lungenbiobank bei. So ist sie über die Biomaterialbank Heidelberg (BMBH) mit acht Biobanken in Heidelberg und darüber hinaus mit Biobanken in Deutschland (German Biobank Alliance) und Europa (BBMRI-ERIC) eng vernetzt und profitiert von gemeinsamen Strukturen wie Laborsystemen und der Unterstützung beim Qualitätsmanagement, was zur hohen Qualität des eingelagerten Probenmaterials beiträgt.

 

Autor: Dr. Doreen Penso Dolfin (DZL Heidelberg)

 

Deutsches Zentrum für Lungenforschung (DZL e.V.)

Das DZL ist ein Zusammenschluss aus 29 führenden universitären und außeruniversitären Einrichtungen, die sich der Erforschung von Atemwegserkrankungen widmen. Im DZL wird die grundlagen-, krankheits- und patientenorientierte Forschung auf dem Gebiet der Lungenerkrankungen koordiniert und auf internationalem Spitzenniveau durchgeführt, um so die Translation grundlagenwissenschaftlicher Erkenntnisse in neue klinische Konzepte zur Verbesserung der Patientenversorgung zu beschleunigen.