Ambulanz für Molekulare Thoraxonkologie
Gehört zu ThoraxonkologieInterdisziplinäre Ambulanz
Wichtige Informationen
Die molekulare Medizin gewinnt in der Thoraxonkologie zunehmend an Bedeutung: 1/5 der Adenokarzinome der Lunge weisen eine aktivierende EGFR-Mutation oder ALK-Translokation auf, die gut mit einer Tablettentherapie in Form von Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI) behandelt werden können. Gleiches gilt für Tumoren mit einer BRAF-Mutation oder ROS1-Translokation. Darüber hinaus bestehen im Rahmen von Studien oder im „off-label-Antragsverfahren“ gute Therapiemöglichkeiten bei einer RET-Translokation, MET-Alteration (cMET-Amplifikation; cMET-Exon14-Skipping-Deletion) und anderen weiteren Alterationen (z.B. KRAS, NRAS, DDR2, HER2, PI3KCA, MEK1, AKT1, PTEN). Das Spektrum der Möglichkeiten ist im Fluß und ändert sich ständig.
Voraussetzung für diese Therapien ist eine moderne molekulare Diagnostik, am besten auf Basis des „Next Generation Sequencing“ (NGS). Im NGS - „Multiplex-Panel“ werden zeitgleich 60-80 molekulare Veränderungen untersucht. Dies ermöglicht auch an kleinen Gewebeproben wie einer Lungentumorbiopsie eine umfassende Diagnostik. Zudem sollte auch die „Liquid Biopsy“, d.h. die Analyse des Multiplex-Panel an Blutproben, verfügbar sein. Diese ist komplementär zur Gewebediagnostik und ermöglicht den Nachweis von molekularen Alterationen aus im Blut zirkulierenden Bestandteilen von Tumorzellen (Tumor-DNA). Insbesondere wenn eine „Resistenz“ auf eine Therapie mit einem „molekularen Treiber“ auftritt ist diese Tatsache bedeutsam.
Die Resistenz auf eine TKI-Therapie erfordert eine erneute angepasste molekulare Diagnostik (Re-Biopsie und/oder „Liquid Biopsy“) und spezifische Managementstrategie: (a) so nimmt bei einzelnen molekularen Alterationen (z.B. EGFR bzw. ALK) die Zahl der verfügbaren TKI stetig zu, und es geht darum, den „richtigen“ TKI anzupassen (bestmöglicher Effekt für die jeweilige Therapiesituation); (b) sind nur eine oder wenige Erkrankungsmanifestationen progredient („Oligoprogression“), ist die interdisziplinäre Spitzenexpertise im Tumorboard notwendig, um lokale Therapieverfahren wie Operation oder Strahlentherapie gewinnbringend einzusetzen; (c) oft ist bei molekularer Alteration die Erkrankung besonders im Gehirn progredient (Hirnmetastasen; Meningeosis) – hier Bedarf es spezifisch abgestimmter und angepasster Maßnahmen (TKI-Therapie; Systemtherapie; Radioonkologie; Neuroonkologie).
Unser Angebot
Zentrumsmedizin
Im Rahmen einer Spezialsprechstunde bieten wir Patienten in allen Tumorstadien die Möglichkeit einer Mitbeurteilung („Zweitmeinung“) oder auch einer kontinuierlichen Betreuung.
Unser Netzwerk
Umfasst die Integration von Spezialisten/Innen aus Thoraxonkologie, Thoraxchirurgie, Radioonkologie, Pathologie, Molekularpathologie (NGS-Multiplex-Analyse; Liquid Biopsy), Neuroonkologie und der translationalen molekularen Diagnostik („Heidelberger MASTER-Programm“).
Interdisziplinäres Tumorboard
Mit erfahrenen Experten zur Beratung der bestmöglichen Therapiestrategien in jedem Einzelfall.
Nutzung neuester Verfahren
Auch bei fortgeschrittener Erkrankung: Im Rahmen von Studienkonzepten können auch neue Therapiemöglichkeiten angeboten werden. Das thoraxonkologische Studienzentrum Heidelberg nimmt hier eine Spitzenposition ein.
Einbindung von klinischer Krankenversorgung in Forschungsstrukturen
Bis hin zur Grundlagenforschung. Im Rahmen von klinischen Kooperationseinheiten zwischen der Thoraxklinik, der Universität Heidelberg, des Nationalen Zentrums für Tumorerkrankungen (NCT) und dem deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) werden neueste Therapieansätze entwickelt und exploriert.